Der PK hat schon völlig recht mit dem, was er über die Aktualität von Folk sagte. Gestern Abend auf einer Party, als in einem Zimmer über You Tube Musikwünsche erfüllt wurden, kam plötzlich mein WG-Nachbar um die Ecke und meinte "Tipp mal Mumford & Sons ein und nimm gleich das erste Lied":
Und so lief auf einer – natürlich unglaublich coolen – Party mit haufenweise Leuten zwischen 20 und 25 nun also "Little Lion Man" – und es fanden praktisch alle gut! Außerdem ist zu erwähnen, dass mein WG-Nachbar eine ziemlich coole Sau ist, der mir musikalisch immer um Meilen voraus ist was Außergewöhnlichkeit und Aktualität angeht.
Vermutlich wird jetzt ein gewisser Sampler die Runde machen. I'll spread the word!
_________________ Yeah, well, you know, that's just, like, your opinion, man.
Aber wie ich schon mal schrieb, ich nähere mich dem Folk eher über die poppige Americana-Schiene, da gibt es mehr Überschneidungen mit "angesagter" Musik. Ich hab mich mal durch die "Best folk albums of 2009" von folkmusic.about.com durchgehört und das ist schon ne andere Schiene, eher traditionell. Was Folk ist und was nicht, ist wahrscheinlich ähnlich diskutierbar wie ... bei... naja.. Jazz... oder Metall. Oder Techno.
Die listen da auf Platz 6 z. B. eine Sara Watkins, das ist nun eher tiefer Südstaaten-Folk - eine klagende Geige, eine brüchige Frauenstimme und eine eintönige Weise über.. naja, hab auf den Text nicht so geachtet, wahrscheinlich Mord und Totschlag...
Weniger partytauglich, aber auch recht schön. Erinnert mich an Michelle Shocked, die ich hier schon mal besprochen habe.
Großartig! Aber wirklich nicht partytauglich. Zumindest nicht für die durchschnittliche Party. Ich würde ja nicht davor zurückschrecken Leute damit zu ärgern.
_________________ Yeah, well, you know, that's just, like, your opinion, man.
Unheimlich süße Kanadier aus Toronto, die kein Problem damit haben, andauernd mit den frühen Sachen von Neil Young verglichen zu werden. Ist ja auch ihr großer Landsmann und sicher auch Vorbild. Sie machen filigranen Folkpop mit viel Liebe zur Natur, man möchte direkt ein Feuer anzünden, untem am Seeufer, und eine selber gefangenen Forelle grillen.
Ob sie in "Your rocky spine" eine Frau oder Kanada besingen, kann man sich aussuchen. Wahrscheinlich ist Kanada eine Frau.
Zitat:
I was lost in the lakes
And the shape that your body makes
And the mountains said I could find you here
They whisper the snow and the leaves in my ear
I traced my finger along your trails
Your body was the map
Floating over your rocky spine
The glaciers made you and now you're mine
Ihr Sänger und Mastermind Tony Dekker kann aber auch alleine schöne Lieder singen, zum Beispiel in einem Passfotoautomaten, was ich eine sehr nette Videoidee finde:
Man kann ja ncht immer nur böse und gefährlich sein, man kann auch mal süß sein
folkmusic.about.com empfiehlt mir, diese Band im Auge zu behalten, sie soll 2010 groß rauskommen. Wie ich bereits schrieb, sind die Bands, die diese Seite promoted, deutlich traditioneller aufgestellt als die Folkrock-Bands, die ich bisher hier so vorgestellt habe. Ganz junge Kids machen ziemlich schönen Crossover-Folk, erinnert ein bisschen an "17 Hippies", es swingt und jazzt, sehr entspannt. Und keiner hat einen Bart.
Die hübsche Violonistin kann auch singen:
Tja, sowas machen in den USA ganz junge Leute. Das ist doch schön.
Die Avett brothers werden manchmal als Bluegrass-Band bezeichnet, da denke ich an alte Männer in Latzhosen, die dem Whisky beim Reifen zuschauen, in den Bergen von Tennessee. Wikipedia listet sie als Folk-Rock, das passt auch nicht so recht, da ist schon viel traditionelles Gepicke bei. Aber jung sind sie halt und bärtig und kommen gut an bei den Frauen (YouTube-Kommentar: "Seth Avett, take my virginity, please... "). Ich finde, sie machenschönen Gitarren- und Mundharmonikafolk in bester Dylan-Tradition. Ähnlich wie Dylan wechseln sie auch gerne zwischen Tradition und Moderne, zwischen ruhigeren und rockigeren Sachen. Da muss ich gleich mal ein paar Videos verlinken, um das abzubilden.
Viel amerikanisches Roadfeeling - es ist Sommer in den Bergen, man jammt im Tourbus und gleich kommen zwei Hippies auf Choppern entgegen und der Kreis schließt sich...
Später im Motelzimmer spielt man was ganz Folk-Typisches, es geht um Mord und Totschlag und darum, welchen Bruder der Vater lieber hat (ich frag mich, ob er sie überhaupt auseinanderhalten kann)
Und abends singen sie Sachen wie "When I drink" und das Publikum scheint auch schon gut gebechert zu haben:
Viel amerikanisches Roadfeeling - es ist Sommer in den Bergen, man jammt im Tourbus und gleich kommen zwei Hippies auf Choppern entgegen und der Kreis schließt sich...
Das ist eine Seilbahn. Und ich hatte wirklich gehofft, dass da zwei Hippies auf Choppern vorbeikommen.
_________________ Yeah, well, you know, that's just, like, your opinion, man.
Du hast recht. Da sieht man mal, wie genau ich hinschau.
Kennt ihr das, dass man eine CD nur wegen ihres Covers kaufen will? Ich denke, eine CD mit diesem Cover kann nicht schlecht sein, oder?
Langhorne Slim, noch so ne Bartfresse, nehme ich an. Hört sich zumindest bärtig an.
Gepostet am 26.02.2010, 15:12:
Könnt mir schon wieder jede Menge CDs kaufen...
Langhorne Slim spielt wohl öfter mal mit den Avett Brothers. In die ich ein bisschen verliebt bin, weil sie so schön sind (unter ihren Bärten). Hier ein Video aus dem Material einer Tour-Doku, zu einem klasse Song:
Ich mag an ihnen, glaube ich, diese gesunde, urwüchsige Aussstrahlung Das was ich als Kind so sehr an Dan Haggerty mochte - blitzend weiße Zähne hinter ungezähmten Gestrüpp und ein verschmitzter Blick. Und ein Grizzly als Haustier.
_________________ If you’re tired of arguing with strangers on the Internet, try talking with one of them in real life (B. Obama's Farewell address speech, 11.1.2017)
Am Sonntag um 20 Uhr kommt auf 1Live in Plan B das Akkustik-Konzert von Mumford & Sons, das sie letztes Wochenende in Köln vor einem winzigen Publikum eingespielt haben.
Ich bin gerade sehr entzückt vom Text eines Avett brothers-Songs, er heißt The ballad of love and hate von der 2007er "Emotionalism". Sie nehmen den Titel wörtlich und das geht, grob nacherzählt (der Song ist sehr lang), so:
----------------------------
Liebe schreibt Hass eine Karte aus dem Urlaub, sie kommt heute abend heim und hat ihn schon doll vermisst. Hass brummt nur, na und, ich hab dich gar nicht vermisst und ob du kommst oder weg bleibst ist mir egal, also was soll's?
Liebe fliegt übers Meer und freut sich schon auf das Wiedersehen mit Hass, sie bringt all die guten Dinge mit sich, die Dinge, für die es sich zu leben lohnt.
Hass streunt derweil mürrisch durch die Straßen, fährt irgendwo hin raus, setzt sich auf die Kühlerhaube seines Wagens und betrinkt sich.
Liebe nimmt ein Taxi vom Flughafen, der Taxifahrer muss lachen und weinen, so wühlt es ihn auf, die Liebe getroffen zu haben. Zuhause ist niemand. Liebe setzt sich in die Küche und wartet.
Hass kommt spät nachts betrunken ins Haus, er bereut sein Verhalten, er hätte ja mal anrufen können oder so. Er sagt, Liebe, sorry, sie sagt, wofür? Ich gehör zu dir und du zu mir, also was soll's?
----------------------------
Liebe ist im Lied weiblich und Hass natürlich männlich, wie im Deutschen. So romantisch das Ganze ist, ist das nicht auch mal wieder das alte Country-Klischee, die Frau, die dem Mann alles verzeiht und ihn errettet aus seiner privaten Hölle? Stand by your man etc. Die Johnny Cash/June Carter-Geschichte?
Naja. Hier das Lied zum Text, live. Johnny Cash hätte es sicher gerne gecovert.
Ihre Bärte irritieren mich. So schön wuchert es sonst eigentlich nur bei den Amish oder den Taliban. Der Song ist ganz nett, aber ein bisschen zu sehr auf kitschig-melancholisch gebürstet für meinen Geschmack. Vielleicht bin ich auch einfach zu unromantisch.
_________________ Strong, not entirely stable, leadership.
Rick Rubin hat das aktuelle Avett-brothers-Album kaputtproduziert
Die haben jetzt fett Schlagzeug und sowas. Warum nicht gleich E-Gitarren? Man glaubt gar nicht, wieviel Einfluss die Produktion hat, das klingt jetzt vollkommen anders. Die sind jetzt ne Rockband.
Das find ich cheiße.
Jaja, Rick Rubin, der Mann, der Johnny Cash bla, und dafür bin ich ihm ja auch dankbar.. aber das hier war nichts. Können die das nicht noch mal aufnehmen? Da ist ja alles voller Geigen, aber so fiese Hintergrundgeigen. Bäh
Ich hör es mir noch ein paar mal an, aber bisher ist es übel.
Das Tolle an denen war ja bisher gerade der Sound, der akustisch, aber mitreißend ist. Wenn sich das schnelle Gepicke und Geschlage von Gitarre und Banjo, unterstützt vom emsigen Kontrabass zusammenfinden, sich in Strudeln vereinigen, wie ein Wildbach, der zu Tale stürzt, dann ergibt das einen frischen, klaren Sound, wie kaltes Wasser, in das man den Kopf steckt, perlend, fließend, treibend, aber nie stampfig oder aufdringlich oder, gott bewahre, posig!
Und jetzt, dieser rockism, was soll das? Wenn ich Rock hören will, höre ich ne Rockband, gibt ja genug gute. Der Rock braucht nicht noch eine, aber der Folk.
Mmhh.. bin ich ewiggestrig? Hätte ich Bob Dylan in der Royal Albert Hall damals auch ausgepfiffen?
Hm, normalerweise ist es so, dass Bands zu gewissen Produzenten gehen, weil sie einen bestimmten Sound wollen, für den dieser Produzent bekannt ist. Insofern kann man Rick Rubin eigentlich keinen Vorwurf machen, sondern vielleicht eher den Avett Brothers - die ihren Pfad der Tugend mit voller Absicht verlassen haben.
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben. Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten. Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten. Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen. Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.